Begleitung von Trans* menschen von Psychotherapeutin Lena Dierksmeier

In diesem Gastbeitrag schildert ein Patient einige Erfahrungen und erklärt wie man die Begleittherapie als Chance erkennen kann.

Die Begleittherapie als Pflicht

Für uns trans Menschen ist es Pflicht eine Begleittherapie zu machen, wenn wir eine  gegengeschlechtliche Hormonbehandlung oder geschlechtsangleichende Operationen anstreben. Ziel der Psychotherapie ist daher oftmals in erster Linie die Indikation für Hormone und  Operationen. Ohne Indikation wäre es nahezu unmöglich Hormone von einem Endokrinologen  verschrieben zu bekommen oder dass die Krankenkassen die Kosten für die Operationen übernehmen. Deshalb ist die Begleittherapie unter trans Menschen häufig negativ behaftet und viele gehen nur  hin um ihre Stunden abzusitzen.  

Von Pflicht zu Chance

Auch ich dachte anfangs, dass die Begleittherapie nur lästige Pflicht sei. Heute habe ich meine Plichtstunden erfüllt und meine Therapie abgeschlossen. Und ich wurde eines Besseren belehrt. In meiner Begleittherapie habe ich sehr viel gelernt. Über mich, über mein Leben und meine Identität. Aber auch in mich hineinzuhören und mich selbst zu reflektieren.

Der persönliche Weg

Ich konnte gemeinsam mit meinem Therapeuten mein Outing planen und die Reaktionen
besprechen. Er hat mich mental optimal auf die gegengeschlechtliche Hormonbehandlung
vorbereitet. Auf alle damit verbundenen möglichen Veränderungen und eben auch auf
Veränderungswünsche, die möglicherweise unerfüllt bleiben oder erst viel später eintreffen.
Auch in der Zeit vor und nach meiner ersten geschlechtsangleichenden Operation, der
Mastektomie, hat mich mein Therapeut begleitet. Und darüber bin ich wirklich sehr dankbar. So eine Operation kann auch für die Psyche eine Ausnahmesituation darstellen. Bei der Mastektomie werden die weiblichen Brüste entfernt und der Oberkörper wird an den männlichen Oberkörper angeglichen. Es ist eine Amputation. Und das muss man mental erstmal verdauen.

Ängste überwinden mit der Begleittherapie

Mit meinem Therapeuten konnte ich immer offen über alles reden. Auch über Bedenken, Sorgen und Ängste. Es ist wichtig, dass man keine Angst hat etwas falsches zu sagen. Angst, dass man dann vielleicht die Indikation nicht bekommt. Seid immer ihr selbst! Und nutzt die Begleittherapie für euch! Um euch optimal mental auf den steinigen Weg der Transition vorzubereiten. Oder auch um Dinge aus der Vergangenheit aufzuarbeiten.
Die Begleittherapie sollte weniger als Pflicht und mehr als Chance gesehen werden!

Konstantin

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